Viele Jahrzehnte konnte man sich nicht vorstellen, wie sich in der
Weimarer Republik ein ganzes Volk nach und nach in den Faschismus treiben
ließ. So etwas darf sich nicht wiederholen, war eine in Deutschland feste
Überzeugung. Heute können wir nachvollziehen wie es sich entwickelte, denn
die Nazis wurden damals auch nicht von der Mehrheit der Deutschen gewählt
und Hitler kam nur mit der Unterstützung der konservativen Zentrumspartei
an die Macht.
Es stimmt - unsere Gegenwart ist durch die vielen
Krisen (der Klimawandel, kein billiges Gas mehr aus Russland, die Kriege
in der Ukraine und in Israel, viele Migranten und Kriegsflüchtlinge) kein
Hort der Glückseligkeit mehr. Die ruhigen und unbeschwerlichen Zeiten nach
dem "kalten Krieg" sind definitiv vorbei, umso mutiger und frecher werden
die sogenannten "freien Meinungsäußerungen". Mich erschreckt wie viele
Menschen sich mittlerweile trauen uns ihr abstruses, rechtes Gedankengut
öffentlich mitzuteilen. Sie bewegen sich im Dunstkreis von
"Verschwörungs-Theoretikern", von "Klimakriseleugnern", von "Rassisten"
oder von simplen EU- und "Ampel"-Hassern". Mit Vorurteilen und mit
dubiosen Fakten wird eine Stimmung erzeugt, die viele Menschen und deren
Zukunftsvorstellungen mehr und mehr verunsichert. Sie diskutieren nicht
ernsthaft die Probleme, sondern schimpfen und verunglimpfen Personen, ohne
fachliche, fundierte und vor allem demokratische Alternativen anbieten zu
wollen.
Bitte, bitte - lassen wir uns nicht wie unsere Vorfahren
vor 90 Jahren von den faschistischen, erzkonservativen und
nationalistischen Demokratieverächtern verunsichern. Auch wenn es dem
einen oder anderen schwer fällt - stehen wir zu unseren freiheitlichen
Werten und unserer Demokratie, solange wir noch frei und ohne Druck wählen
dürfen.
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